Donnerstag, 11. Juli 1996

Der erste Auftrag: drei Geschäftsberichte

Der erste Auftrag für die junge Agentur Z media ist die Produktion von drei Geschäftsberichten für die Stadtwerke Oranienburg. Das Unternehmen führt drei verschiedene Betriebe, die Stadtwerke selbst, die Erdgasversorgung Oranienburg GmbH und den Entwässerungsbetrieb Oranienburg.

Die in Oranienburg ansässige Werbewerkstatt Wegner – Karin Wegner ist eine junge engagierte Unternehmerin, die das Werbehandwerk von der Pike auf gelernt hat – sucht wegen Personalmangels ein qualifiizertes Büro, das den Auftrag ihres Stammkunden übernimmt. Die Stadtwerkebetriebe haben ihre Jahresabschlüsse fertiggestellt, und nun sollen die Berichte für das Geschäftsjahr 1995 produziert werden.

Kleine Änderungen mit großer Wirkung

Z media stellt sich bei der Werbewerkstatt vor und erhält den Zuschlag. Die bisherigen Lageberichte waren eher schlicht gehalten, in einer Textverarbeitung geschriebene Texte mit eingeklebten Fotos, die um die wichtigsten Zahlentabellen aus dem Prüfbericht ergänzt, anschließend kopiert und mit einer Klebebindung versehen wurden.

Zum Termin bei den Stadtwerken kommt Z media mit einem überarbeiteten Konzept. Gewiss entspricht es noch lange nicht den Vorstellungen von einem wirklich gelungenen Jahresbericht, aber große Zeitnot und mangelnde Etats machen eben erfinderisch. Die Stadtwerke-Geschäftsführer Wolfgang Schneider und Detlef Giese können von diesem Qualitätssprung durch Improvisation überzeugt werden. Kleinigkeiten machen den Unterschied.

  • Diesmal werden die Fotoseiten im vierfarbigen Offset-Druck hergestellt.
  • Statt der Klebebindung mit Klarsichtdeckel erhalten die Geschäftsberichte einen dekorativen cremefarbenen Kartoneinband mit Rillenstruktur.
  • In den Deckel wird ein Fenster gestanzt, damit der auf dem folgenden Titelblatt abgebildete Berichtsname und das Logo auch in geschlossenem Zustand zu sehen sind.
  • Die bisherige Office-Mixtur aus Arial und Times New Roman wird im neuen Bericht durch ein gefälliges Layout mit einer gediegenen Antiqua als Basisschriftart ersetzt.
  • Die fachlich orientierten Texte der Stadtwerketechniker im Lagebericht werden redigiert. Die Stadtwerke setzen damit einen neuen Qualitätsstandard in ihrer Öffentlichkeitsarbeit und helfen dem geneigten Leser beim Verständnis komplexer Zusammenhänge.

Produktion an zwei Standorten

Die Stadtwerke haben den Wunsch, für die Produktion lokale Partner einzubinden. Z media recherchiert und beauftragt die Oranienburger Druckerei Scherwinski mit den Druck- und  Buchbindearbeiten. Petra und Rainer Scherwinski führen ein kleines aber feines Druckhaus mit vier Angestellten. Hier druckt der Chef noch selbst 😉 Kundenbetreuung wird sehr groß geschrieben. Z media kann sich vorstellen, auch in Zukunft hier drucken zu lassen.

In einer Nachtaktion wird der von Z media redigierte und mit einem neuen Schriftbild versehene Geschäftsbericht bei Z media am Laserdrucker produziert. Dabei bleiben die Flächen für die Fotos ausgespart und so entsteht der Eindruck wunderbar umlaufenden Texts. Rund 10.000 Blatt Papier mit je 135 g / m² laufen in jener Nacht durch den neuen Drucker. Auch die Technik hat ihre Feuertaufe bestanden.

Die Lieferung aller fertigen Berichte sorgt bei den Auftraggebern für große Freude. Doch Z media kündigt an, bei einem möglichen nächsten Auftrag im Folgejahr, die Geschäftsberichte in einem wirklich professionellen Licht erscheinen zu lassen.

Montag, 8. April 1996

Das Unternehmen hat einen Namen: Z media

Das erste Logo von Z media.Ein wichtiger Schritt beim Beginn jeder Selbstvermarktung ist die Findung eines passenden Namens. Es sei denn, als Unternehmer verfügt man schon über einen kurzen griffigen oder vielleicht auch zum Geschäft passenden Familiennamen.

Zugegeben, Z media ist nicht die erste Idee, die Oliver M. Zielinski für seine Firma hat. Die ersten Gedanken kreisen um das Leistungsspektrum. Pate steht die Assoziationskette: „Kommunikation“ – „Computer“ – „Service“. So gelangt er zu der beschreibenden Phrase „Büro für elektronische Kommunikation“. Da auch Geschäftsbeziehungen ins Ausland vorgesehen sind, werden die in den europäischen Fremdsprachen gebräuchliche Fremdworte transkribiert: „Bureau für electronische Communication“. Ja gut, das mit dem „Bureau“ ist etwas dick aufgetragen – also schnell zurückgerudert. Jetzt heißt es „Büro für electronische Communication“.

Gut – aber noch nicht perfekt

Zugegeben, ein sprachliches Ungetüm, das nach einer Kurzform schreit. Die erste Idee lautet: BELCOM . Ein solcher Kurzname birgt einen tollen Nebeneffekt: Man kann diesem Acronym sehr schön eine grafische Form geben. Das erleichtert die Gestaltung eines Firmenlogos sehr. Gedacht ist, dass die Buchstaben auf einer Computertastatur symbolisiert werden.

Dass es aber nicht bei BELCOM bleibt, liegt daran, dass zunächst die Logo-Idee bei befreundeten Grafikern nicht gerade auf Gegenliebe stößt. Unbeirrt folgt zwar noch die Suche nach einer freien Internet-Domain. Als diese erfolglos bleibt, folgt der harte Schnitt. Das „Projekt Namensfindung“ wird wieder auf Anfang gesetzt. Jetzt drängt die Zeit, denn das Unternehmen existiert bereits für die Behörden, ist für die Öffentlichkeit aber immer noch anonym. Bis zum ersten Auftrag muss der Name gefunden sein.

Jetzt wird’s griffig

Die neue Gedankenkette ist viel kürzer: „Medien“ – „Zielinski“. Die Internationalisierung bewirkt einen Wechsel zu „media“. Um die eigene Domain kurz zu halten, wird der Personality-Teil auf den Anfangsbuchstaben im Namen des Firmengründers reduziert. „Z media“ ist geboren – so einfach kann das sein, und gleichzeitig so qualvoll. Aber was soll’s – Qualität beginnt mit Qual 😉 Jetzt geht es schnell: www.zmedia.de ist noch frei, ein Logo ist entwickelt, Kopfbögen, Visitenkarten und Firmenflyer sind in Auftrag gegeben. Der erste Schritt zum professionellen Außenauftritt ist vollzogen. Auf den Untertitel „Büro für electronische Communication“ will der Eigentümer aber nicht verzichten.

Im Prinzip ist die Selbstvermarktung der erste Auftrag für Z media, denn auch die Entwicklung von Corporate Designs ist Bestandteil des Businessplans von Oliver M. Zielinski.

Wichtige Aspekte bei der Findung eines Unternehmensnamens

  1. Assoziationskette der wichtigsten Leistungsmerkmale bilden
  2. Geeignete Namen im Umfeld der Firmeninhaber suchen
  3. Eignung für die Umsetzung in einem Logo prüfen (Formen, Farben, Reproduzierbarkeit)
  4. Verfügbarkeit einer möglichst kurzen Internet-Domain prüfen, diese sofort sichern
  5. Qualifizierte Berater für die Bewertung eigener Ideen hinzuziehen

Dienstag, 2. April 1996

Ein neues Büro für elektronische Kommunikation

GewerbescheinHeute ist es soweit. Oliver M. Zielinski gründet sein eigenes Unternehmen. Sein Ziel ist es, mittelständischen Firmen ihren Weg zu den neuen Möglichkeiten elektronischer Kommunikation zu ebnen. 

In den vergangenen Wochen hat der gelernte Journalist mit Hochdruck dieses ambitionierte Vorhaben vorbereitet.  Der sichere Job bei einer Großbank ist gekündigt, und die gewiss spannende Anstellung als Wirtschaftsredakteur einer großen deutschen Tageszeitung hat er sausen lassen. Dass er sich aber nicht in ein Abenteuer stürzen will, zeigt sein Businessplan.

In Hohen Neuendorf, direkt am nördlichen Berliner Stadtrand, hat er seine Büroräume bezogen, nagelneue Rechentechnik der oberen Mittelklasse ist bestellt (Rechner mit 133-MHz-Prozessor, 16 MB RAM, 1,6-GB-Festplatte, 17-Zoll-Bildschirm für  5.500 DM, AGFA-Flachbettscaner für 2.000 DM). Aber der neue ISDN-Anschluss für Telefon und Internet läuft noch immer nicht. Dankbar nutzt die junge Agentur vorübergehend die Telefonanlage eines anderen Büros im gleichen Hause.

Heute wird es offiziell – bei der Gemeinde Hohen Neuendorf, ein Vorort von Berlin, direkt an der Stadtgrenze gelegen, meldet er sein Gewerbe an: Redaktion, Präsentation und Werbung auf EDV-Basis steht auf dem Gewerbeschein.

Der Businessplan sieht vor, dass nun die eigene Marketingmaschine anläuft. Die Werkzeuge der Stunde heißen Telefon, Fax, E-Mail, alte Kontakte, neue Kontakte. Oliver M. Zielinski gründet neben seinem Unternehmen auch gleich sein eigenes Businessnetzwerk.

Seinen Platz in diesem Netz sieht er in der Spezialisierung auf Text und Datenverarbeitung. Feste Partner für die gesamte Werbe- und Medienstrecke werden gesucht: Druckerei, Werbetechniker, Programmierer, Grafiker, Anzeigenvertriebe und Zeitungsredaktionen. In den kommenden Tagen – oder werden es Wochen sein? – müssen noch weitere Hausaufgaben gemacht werden.